Schlüsseldienst vs. Schlüsseldienstmafia -
Über den Krieg um den Preis
Die Schlüsseldienstmafia besteht aus verschiedenen Gruppen von Betrügern, die die klassische und moderne Werbung missbrauchen, um Verbraucher mit Wucherpreisen abzuzocken.
Hierzu bedienen Sie sich einer Reihe von Methoden, wie der Erstellung zahlreicher, gefälschter Websites, die den Anschein erwecken, dass es sich um regionale Anbieter handelt, obwohl es sich in Wirklichkeit um Callcenterzentralen handelt.
Ein solches Callcenter nimmt die Anfragen von Schlüsseldienstsuchenden entgegen, und verteilt sie deutschlandweit in einem Netzwerk aus zahlreichen selbstständigen Monteuren.
Klingt zunächst nach wirtschaftlich-effizienten Outsourcingmodell.
Die Realität ist ein oligopolartiges Netzwerk, das den Schlüsseldienstmarkt verzerrt und alteingesessene, ortsansässige Dienste mit Ladengeschäften finanziell ausbluten lässt.
Diese werden nämlich von den Betroffenen in der gewerblichen Öffentlichkeit gar nicht mehr gefunden, während uninformierte Verbraucher schnell skrupellosen Verbrechern ausgeliefert sind.
Überhöhte Wucherpreise, für einfachste Öffnungen von Standardtüren, welche z.B. tagsüber, lediglich ins Schloss gefallen sind, liegen schnell bei weit über 250 bis 1.000 €.
Dabei sind der Kreativität der Schlüsseldienstmafia keine Grenzen gesetzt, wenn es um Methoden geht, die eine Schlüsseldienstrechnung künstlich erhöhen.
Die "freien Monteure" haben ein glasklares Interesse, möglichst viel zu erbeuten. Sie müssen schließlich 60 % der Wuchersumme an die Callcenter-Zentrale abdrücken.
Wer die meiste Kohle erbeutet, wird vom Callcenter bei der Vergabe von lukrativen Aufträgen bevorzugt. Wer zu wenig macht, oder sich gegen den mafiösen Charakter auflehnt, wird genötigt, vergrault und im schlimmsten Fall sogar bedroht, um auf Spur zu kommen.
Wer einen Schlüsselnotdienst braucht, will keine Zeit damit verschwenden, herauszufinden, welcher seriös ist. Leider müssen viele Verbraucherinnen und Verbraucher genau das tun, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Hier erfährst Du, mit welchen Tricks die Schlüsseldienstmafia auf Kundenfang geht.
So fisch(t)en die Abzocker nach Kunden
Die Google Ads Masche
Noch bis ins Jahr 2020 tobte ein regelrechter Werbekrieg der Schlüsseldienstmafia gegenüber den klassischen Ladengeschäften. Das Schlachtfeld war Google Ads (bis 2018 Google AdWords), wo Werbetreibende per Auktionsverfahren auf die vordersten Suchmaschinenpositionen bieten, um Ihr Angebot vor den regulären Suchmaschinenergebnissen erscheinen zu lassen.
Der Krieg um die besten Werbeplätze führte dazu, dass Werbetreibende teilweise für einen einzigen Klick auf ihre Anzeige zu ihrer Homepage 10-40 € zahlen mussten, je nachdem in welchem Einzugsgebiet sie warben. Bei herkömmlichen Preisen für eine einfache Türöffnung um 100 € herum, wurde der Markt für authentische Schlüsseldienste so immer weniger lukrativ. Sie mussten der Mafia letztlich das Feld überlassen, da nur diese sich die teuren Klickpreise mit ihren Wuchereinnahmen leisten konnten.
Die Anzeigen & Webseiten einer Schlüsseldienst-Abzocke klingen häufig wie folgt:
- Türöffnung ab 5 €
- Jetzt anrufen 0160... (Handy-Nr.) / 0800... (Hotline)
- Schlüsselnotdienst in ihrer Nähe ab 40 €
- zu schön um wahr zu sein
Die vermeintliche Nähe des Dienstes stimmt so gut wie nie. Es ist nicht selten, dass die selbstständigen Ein-Mann-Betriebe Gebiete mit mehr als 150 km Umkreis bearbeiten müssen.
Dies führt einerseits zu hohen Wartezeiten jenseits der üblichen 20-30 Minuten.
Andererseits treibt eine weite Anreise eines Schlüsseldienstmitarbeiters die Anfahrtskosten der Rechnung unnötig in die Höhe.
Es dauerte fast ein ganzes Jahrzehnt, bis die Strafverfolgungsbehörden Teile der Schlüsseldienstmafia überführten und es zu Anklagen und Haftstrafen kam.
Dennoch liefen die Google Ads Geschäfte der Schlüsseldienstmafia ungebremst weiter.
Es änderten sich lediglich die Köpfe hinter den Kulissen.
Das Ende der Google AdWords Masche wurde durch Recherchen der Bildzeitung angeregt.
Diese hakte gleich mehrfach bei Google nach, wie es denn sein könne, dass potenzielle Verbrecher weiterhin ungestört Werbung für ihre Abzockergeschäfte schalten könnten. Letztlich lenkte der Suchmaschinenriese ein und sperrte rigoros jegliche Form von bezahlten Werbeanzeigen für die Branche der Türöffnungen in Deutschland, um der Schlüsseldienstmafia einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Dieser Schritt war zwar richtig und wichtig, führte letzten Endes aber nur zu einer Verschiebung der illegalen Machenschaften der Callcenterzentralen weg von den bezahlten Werbeanzeigen von Google, hin zum Kampf der Schlüsseldienstmafia, um die organische Reichweite in der Schlüsseldienstbranche.
Die Google SEO Masche
Wie genau man eine Webseite auf Seite 1 oder sogar in die Top 3 Plätze der Google Ergebnisse bringt, ist ein Geschäftsgeheimnis des Konzerns. Dennoch sind die geläufigsten Mittel und Techniken dazu in der freien Wirtschaft unter dem Begriff SEO (Search Engine Optimization oder auch Suchmaschinenoptimierung) bekannt.
Eine Analyse der Googleergebnisse bei einer Schlüsseldienstsuche in vielen deutschen Großstädten zeigt, dass große Teile der Schlüsseldienstmafia gegenüber herkömmlichen, alteingesessenen Schlüsseldiensten vordergründig einen Wissensvorsprung zur Suchmaschinenoptimierung oder ein größeres Budget für eine ausführende Werbeagentur hat.
Kategorien, die Suchmaschinenplatzierungen beeinflussen, sind zum Beispiel:
Doch auch wenn seriöse, ortsansässige Notdienste sich dieser Kriterien bewusst sind, so haben die wenigsten das technische Verständnis, die Zeit, geschweige denn das nötige Kleingeld, um den SEO-Krieg gegen die Schlüsseldienstmafia zu gewinnen.
Daher ist es umso wichtiger, dass Du weißt, worauf es ankommt, wenn es darum geht, einen authentischen Schlüsseldienst mit fairen Preisen ausfindig zu machen.
Ein Hauptmerkmal der SEO-Masche ist, dass man als betroffene Person häufig vor der Herausforderung steht, dass es plötzlich in der Google Suche, bei Google Maps und in diversen Branchenbuchverzeichnissen mehr Schlüsseldienste als PKWs in Deiner Stadt zu geben scheint... Dem ist natürlich nicht so. Jedoch ist es keine Seltenheit, dass
a) Mehrere Webseiten ein und demselben Anbieter gehören,
oder
b) so manche Zentrale der Schlüsseldienstmafia eine dermaßen starke organische Präsenz mit ein und derselben Seite aufbaut, dass sie gleich bei einer Vielzahl von Städten auf Seite 1 der Suchergebnisse landet.
Die Backlinks als Googles Rankingkriterium sorgen außerdem dafür, dass man die meisten ungeprüften Branchenverzeichnisse bei der Schlüsseldienstsuche mittlerweile in die Tonne werfen kann. Hier kann sich im Grunde jeder eintragen und eine Scheinfirma hinterlegen, nur um seine eigene Webseite nach oben zu treiben.
Schau Dir hierzu einfach einmal die Google Maps Einträge im Vergleich zu einem der einschlägigen Vergleischportale, die die Scammer tolerieren an. So lässt sich besser einschätzen, welche Einträge "Briefkastenfirmen" oder legitime Dienste sind. Das Nachsehen haben ganz klar Betroffene, die als Laien nicht einsehen können, wohinter Abzocke ist und wo nicht.
Die Branchenverzeichnis-Masche
Das Branchenverzeichnis-Masche ist eine spezielle Variante der Google SEO-Masche.
Skrupellose Anbieter nutzen SEO-Maßnahmen, um ein echt aussehendes Verzeichnisportal einzurichten. Dieses wird mit ausführlichen Texten angereichert, um für die einschlägigen, relevanten Suchanfragen zu ranken.
So erkennst Du, dass es sich bei einem solchen Branchenbuch um eine Fälschung handelt:
- Das Branchenverzeichnis listet lediglich Namen, die sich sonst nirgends per Google Suche oder Maps wiederfinden und verifizieren lassen.
- Jeder gelistete Dienst ist lediglich mit einer Handynummer hinterlegt.
- Das Impressum verweist auf eine ausländische Adresse, was ein absolutes No-Go ist.
Um der jeweiligen Seite nicht unnötig Aufmerksamkeit und damit noch mehr Google Reichweitenboost zu verschaffen, verzichten wir an dieser Stelle bewusst darauf, sie zu verlinken oder bildlich darzustellen. Dadurch das diese Masche aber unglaublich ausgeklügelt ist, weil alle über die Seite eingehenden Anfragen wieder in ein und das selbe Callcenter der Schlüsseldienstmafia auflaufen, solltest Du wenigstens einmal von ihr gehört haben, um für die Problematik sensibilisiert zu sein.
Die "AA / 11 / 00" Masche
Diese Masche ist sozusagen die Suchmaschinenoptimierung aus der Zeit vor dem Internet.
Unseriöse Anbieter wählten einen Namen, der dafür sorgte, dass sie in Branchenbüchern, wie z.B. den gelben Seiten an erster Stelle, vor allen anderen Mitbewerbern gelistet wurden.
Die Masche ist nicht mehr sehr aktuell und häufig anzutreffen. Im Internet findet man vor allem alte Berichte über diese Form des Betrugs. Trotzdem, falls Du einmal auf einen AA-Schlüsseldienst o.Ä. stoßt, lass Dir nichts vormachen. Kein vertrauenswürdiger Anbieter nutzt diese billige Masche, um nach Kunden zu fischen.
So funktioniert Schlüsseldienst-Abzocke vor Ort
Die neues Material-Masche
Bereits vor dem Internet nutzten unseriöse Schlüsseldienste diese uralte Masche.
Sie behaupten, dass sie lediglich eine Türöffnung bei Dir durchführen können, wenn Du einen ihrer überteuerten Ersatzbeschläge kaufst. Vor Ort brechen sie dann den alten Türgriff ab, und installieren anschließend neues Material, dessen Preis um ein Vielfaches erhöht ist.
Alternativ zur Zerstörung der Türklinke behaupten andere Schwarze Schaafe, dass sie Deine Tür lediglich mithilfe einer Durchbohrung deines Schlosses öffnen können. Nach getaner Arbeit werden Betroffene genötigt, ein neues Schloss zu Wucherpreisen zu bezahlen.
Gibt es noch eine weitere Masche, die hier fehlt? Hinterlasse sie uns gerne unten als Kommentar.
Nein, mittlerweile gibt es Ansätze von verschiedenen Dienstleistern wie der ADAC oder den Gelben Seiten, welche beabsichtigen Betroffenen einen geschützten Raum für einen seriösen Schlüsseldienst zu bieten.
Der Unterschied im Vergleich zu den unseriösen Anbietern liegt hier ganz klar in der Aufmachung. Seriöse Zentralen werben offen damit, dass sie Aufträge an zuverlässige Partner weitergeben. Unseriöse Zentralen der Mafia versuchen auf den ersten Blick als einfacher Schlüsseldienst daherzukommen.
Nein, auch wenn die schwarzen Schaafe in der Branche überwiegen, so ist festzuhalten, dass es durchaus ordentliche Schlüsseldienst-Monteure gibt, die einen sogenannten mobilen Schlüsseldienst als Einzelkämpfer ohne Ladenlokal betrieben.
In der Regel können diese Anbieter auch günstiger als Ihre Kollegen arbeiten, da sie geringere Fixkosten haben. Trotzdem solltest Du stets vorsichtig agieren und einem solchen Monteur neben den üblichen kritischen Fragen auch Fragen zu seiner Ausbildung und seinem Versicherungsstatus (Berufshaftpflichtversicherung) befragen.
Kann er nicht überzeugen, suche Dir wen anders.